N°18 – Spielen
„Spielen ist keine Nebensache – es ist die Lernform des jungen Kindes.“
Catherine Lieger
In der achtzehnten Folge des Podcasts «Bildungsreise» spricht Damian Haas mit Catherine Lieger, Dozentin, Beraterin und Projektleiterin von «Spielen Plus» an der PH Zürich, über das Thema Spielen – eine zentrale, aber oft unterschätzte Form kindlichen Lernens. Gemeinsam gehen sie den Fragen nach, warum Spielen so wichtig für die Entwicklung von Kindern ist, was beim freien Spiel geschieht – und wie Erwachsene sinnvoll begleiten können, ohne zu lenken.
Catherine erinnert sich zu Beginn an ihre eigene Kindheit voller wilder, freier Spiele im Wald – ein starker Kontrast zur heutigen Realität vieler Kinder. Denn obwohl Spielen ein Kinderrecht ist, fehlt es im Alltag oft an Zeit und Raum. Überfüllte Freizeitpläne, zunehmende Überbehütung und fehlende Spielgelegenheiten führen dazu, dass über die Hälfte der 4- bis 8-Jährigen keine altersgerechte Spielentwicklung mehr zeigt.
Was macht gutes Spielen aus? Catherine nennt fünf Merkmale: intrinsische Motivation, positive Emotionen, Zeit, Engagement und Freiwilligkeit. Sie unterscheidet fünf Spielformen – vom Funktionsspiel über das Symbol- und Rollenspiel bis hin zum Konstruktions- und Regelspiel – und betont deren Bedeutung für motorische, sprachliche, soziale und emotionale Entwicklung.
Im Zentrum der Folge steht das freie Spiel: Eine Spielform ohne Ziel, Zeitdruck oder Vorgaben, in der Kinder kreativ werden, experimentieren und ihre Fantasie entfalten. Gerade unstrukturiertes Material – wie Tücher, Seile oder Kartons – bietet dafür besonders viele Möglichkeiten. Catherine stellt ein Modell mit vier Phasen des freien Spiels vor (Anlauf-, Spiel-, Reflexions- und Aufräumphase), das auch in Kindergärten und Schulen erfolgreich angewendet wird.
Kinderstimmen zeigen: Viele haben Freude am Spielen – doch Zeit dafür fehlt oft. Schule, Training und Freizeitverpflichtungen lassen wenig Raum, vor allem für spontanes, freies Spiel.
Catherine zeigt, wie Eltern und Betreuungspersonen Spielräume ermöglichen können – mit Zeit, reduziertem Spielzeugangebot und Vertrauen ins Kind. Auch in der Schule spielt das Spiel eine wichtige Rolle. Im Lehrplan 21 ist es im Zyklus 1 fest verankert, und mit dem 8-Schritt-Modell gibt es ein praxiserprobtes Konzept, wie spielerisches, kompetenzorientiertes Lernen gelingen kann. Für Zyklus 2 und 3 empfiehlt sie Projekte, Planspiele und kreative Formen, um auch dort Spiel als Lernform zu integrieren – und überfachliche Kompetenzen zu fördern.
Eine inspirierende Folge, die zeigt: Spielen ist weit mehr als Zeitvertreib – es ist der Schlüssel zu kindlichem Lernen. Eine Reise für alle, die Kinder auf ihrem Lebensweg begleiten.
Catherine Lieger
Dozentin, Beraterin und Projektleiterin von «Spielen Plus» an der PH Zürich